Wiener Studien- Rezension

Kommission für antike Literatur und lateinische Tradition

Rezensionen


Karl Schefold, Die Bildnisse der antiken Dichter, Redner und Denker. Verfasst und neubearbeitet von K. Sch. Unter Mitarbeit von Anne-Catherine Bayard, Herbert A. Cahn, Martin Guggisberg, Mirjam T. Jenni und Christoph Schneider. Basel: Schwabe & Co. AG-Verlag 1997. 599 S. 329 Abb. ISBN 3-7965-0997-5

Dies ist eines der berühmtesten Bücher der Altertumswissenschaft, ein Standardwerk der Archäologie und auch der Literaturgeschichte, und Karl Schefold selbst legt 54 Jahre nach der Erstveröffentlichung diese neubearbeitete und wesentlich erweiterte Neufassung vor. Das Buch ist vorzüglich in jeder Hinsicht, in Aufmachung, Auswahl der Bildnisse, Abbildungen, Anordnung des Textes und technischer Fertigung. Sch. beginnt die Darstellung mit einer "Geschichte der Bildnisse der antiken Dichter, Redner und Denker", der historischen Entwicklung der Kunst folgend, und skizziert einleitend die "Eigenart der griechischen Bildniskunst", als Kontrafaktur quasi zu Plinius' d. Ä.: non est praetereundum et novicium inventum, siquidem non ex auro argentove, at certe ex aere in bibliothecis dicantur illis, quorum inmortales animae in locis iisdem locuntur; quin immo etiam, quae non sunt, finguntur, pariuntque desideria non traditos voltus, sicut in Homero evenit (nat. hist. 35, 9). Es folgt der Hauptteil, mit umfangreichem Kommentar und Ausarbeitungen zu literatur- und geistesgeschichtlichen Perspektiven, die Sequenz der Bildnisse aus griechischer und römischer Zeit, in allen Materialien gearbeitet: attische Vasenbilder, griechische Grabreliefs, griechische und römische Plastik, Mosaiken, Sarkophage, Terrakotten, Bronzestatuen, Wandmalerei, und es sind auch Münzen, Kontorniaten und geschnittene Steine einbezogen. Ein dritter Teil ("Ergebnisse") beschreibt den Stand der Forschung, die wesentlich von der ersten Auflage dieses Buches (1943) beeinflußt und geprägt wurde, und ergänzt die Bildbehandlung durch folgende Kapitel: Das Mythische im griechischen Bildnis, Die Nachahmung der Wirklichkeit, Die Bedeutung der Bildnisstatue im Leben der Griechen, Die Bildnisstatue als Symbol, Die Überlieferung der antiken Bildniskunst, Das Aussehen der Griechen. Eine Liste bringt schließlich die Dargestellten in die Zeitfolge ihrer Lebenszeit (die Bildnisse sind nach der Entstehungszeit der Bildnisse geordnet, es ergibt sich also gleichzeitig eine Kunstgeschichte der Menschendarstellung, mit interessanten Einblicken in die Vorlieben mancher Zeiten für bestimmte Literaturformen und Literaten); ein umfangreicher Anhang bringt alle Nachweise, Standorte, Literaturangaben, und was sonst noch zur genauen wissenschaftlichen Beschreibung von Bildwerken und Photographien gehört. Solch ein Buch, mit solchem Reichtum und solcher Wirkung, kann man nicht kritisieren; man kann es dankbar benützen.

Herbert Bannert

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