Wiener Studien- Rezension

Kommission für antike Literatur und lateinische Tradition

Rezensionen


Homage to Horace. A Bimillenary Celebration. Edited by S. J. Harrison. Oxford: Clarendon Press 1995. 380 S. ISBN 0-19-814954-9

Der Band, Resultat eines Kongresses in Oxford 1992, faßt Beiträge zu allen Genera der horazischen Dichtung zusammen, legt aber (nach einem kurzen Forschungsbericht des Herausgebers Harrison) das Schwergewicht auf die Carmina. Zwei Aufsätze widmen sich strukturellen Fragen: H. P. Syndikus behandelt verschiedene in mehreren Carmina wiederkehrende (grundsätzlich dynamische) Strukturmuster. R. J. Tarrant beschreibt eine typische Carmina-Struktur mit dem musikalischen Begriff "da capo", womit allerdings, wie auch seine eigenen Bemerkungen zu einzelnen Gedichten zeigen, noch nicht viel ausgesagt ist (wenn sich der Aufbau eines Gedichts grob mit ABA' beschreiben läßt, so liegt das jeweils eigentlich Interessierende in der Variation, nicht in der Wiederkehr des Themas). Es folgen Interpretationen einzelner Carmina. M. C. J. Putnam interpretiert (überzeugend) c. 1, 6; F. Cairns bietet in seiner Interpretation von c. 3,7 eine äußerst nützliche Materialsammlung nicht nur für die Beziehungen der Ode zur zeitgenössischen Elegie, sondern besonders für das (teils obskure) mythologische und historische Handbuchwissen, das möglicherweise in die ungewöhnlichen nicht-lyrischen Namen der handelnden Personen, Asterie, Gyges, Chloe und Enipeus, Eingang gefunden hat und somit vielleicht bei der Interpretation zu berücksichtigen ist (was im Einzelnen zu hinterfragen ist). Einen ungewöhnlichen und erheiternden Zugang zu c. 3,9 zeigt D. West auf: Die zerstrittenen Liebenden und ihre abwesenden neuen Liebhaber sind jeweils auch metrisch charakterisiert (in einer Weise, die sich bei musikalischem Vortrag wahrscheinlich unmittelbar erschließt). Es folgen eine Interpretation der Pindarode 4,2 von S. J. Harrison und eine sehr sorgfältige Behandlung von c. 4,5 durch I. M. Le M. Du Quesnay, in der das Gedicht in den Kontext der aktuellen augusteischen Panegyrik gestellt wird. Wenige Beiträge widmen sich den Epoden (L. C. Watson), Satiren (F. Muecke) und Episteln (M. Hubbard, H. D. Jocelyn). Unter den anschließenden Artikeln zu allgemeinen Fragestellungen (bes. dem Verhältnis zu Augustus: D. P. Fowler) ist besonders der Aufsatz von G. Williams zur Selbstcharakteristik des Horaz als libertino patre natus (serm. 1, 6, 6. 45. 46, vgl. epist. 1, 20, 20) hervorzuheben: der ursprüngliche Sklavenstand seines Vaters, der sich so schlecht zu seinen altitalischen Wertvorstellungen fügt (vgl. serm. 1,4,116f.: mi satis est si / traditum ab antiquis morem servare [possum]), könnte erst auf die Bundesgenossenkriege zurückgehen, in welchen 3000 Bürger der rebellierenden Stadt Venusia gefangengenommen und (möglicherweise) versklavt wurden.

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