Grenzpolitik der Experten

Alexander BOGNER, 2005

Über das Buch

Kategoriale Grenzkonstruktionen wie gesund/krank oder Leben/Tod dienen der Orientierung und Entscheidungsentlastung in der Medizin. Nun ergeben sich nicht zuletzt im Zuge des biowissenschaftlichen Fortschritts Überforderungen dieser institutionalisierten Entscheidungskonventionen und damit neuartige Entscheidungs- und Gestaltungszwänge. Im Anschluss an modernisierungstheoretische Überlegungen lässt sich die Reformulierung dieser Unterscheidungen durch die Experten als notwendige Reaktion auf neue Uneindeutigkeiten verstehen. Grenzpolitik der Experten ist daher nicht einfach gleichbedeutend mit strategischer Rhetorik zur Durchsetzung wissenschaftlicher Autonomieansprüche; sie ist vielmehr Ausdruck einer Suche nach Neuorientierungen jenseits überkommener Leitdifferenzen und Unterscheidungen. Im Zentrum dieser Studie steht mithin die Rekonstruktion der der Grenzpolitik der Experten zugrunde liegenden Rationalitäten und der damit verbundenen professions- und biopolitischen Konsequenzen.

Aus dem Inhalt:

A. Unsicherheit, Risiko, Nichtwissen: Theoretische Bezugspunkte der Interpretation
I. Soziologie der Humangenetik
II. Soziologie der Unsicherheit
III. Modernisierung und Institutionenkrise
IV. Soziologie des Nichtwissens
B. Das Experteninterview: Methodologische und methodische Überlegungen zur Datenproduktion
I. Das Experteninterview als Instrument der Theoriegenerierung
II. Experteninterviews in der Praxis
III. Theoretische und praktische Grundlagen der Auswertung
C. Grenzpolitik der Experten: Eine empirische Rekonstruktion expertieller Entscheidungen und Handlungsorientierungen in der Pränataldiagnostik
I. Präliminarien: Ungewissheit, Nichtwissen und Definitionsmacht
II. Humangenetik und Eugenik zur Grenzarbeit der Experten
III. Die Verwissenschaftlichung der Expertenpraxis
IV. Der Funktionswandel von Experte und Expertenwissen
V. Gestaltungszwänge und Grenzziehungen zur kulturellen Prägung professioneller Handlungsorientierungen
Resümee
1. Professionelle Handlungsorientierungen und gesellschaftliche Leitwerte
2. Reflexive Experten?
3. Kritik der Life-Politics

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