Universität Leipzig Pressemeldungen
Nummer: 2001/158 vom 28.09.2001
Bereich:
Personalia
Sachgebiet:
Geowissenschaften
Ehrendoktorwürde für Lichtenberger
Prof. Dr. Dr. h. c. Elisabeth Lichtenberger
Die
Fakultät für Physik und Geowissenschaften der Universität Leipzig
verlieh heute am Vorabend des in Leipzig stattfindenden 53. Deutschen
Geographentages die Ehrendoktorwürde an Frau Prof. Dr. Dr. h. c.
Elisabeth Lichtenberger, Wien.
Zeit: 28.09.2001, 16:00
Uhr
Ort: Rektoratsgebäude
Alter Senatssaal
Ritterstraße
26
In
der Laudatio würdigte Frau Prof. Dr. Helga Schmidt vom Institut für
Geographie der Universität Leipzig Frau Lichtenberger als
herausragende Persönlichkeit in der europäischen Geographie, die
maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung des Fachs genommen hat,
und bezeichnete ihre Arbeiten im Bereich der Stadtgeographie und
Regionalforschung als richtungweisend. Das spiegelt sich auch in 220
wissenschaftlichen Veröffentlichungen, 20 Büchern und ungezählten
Vorträgen im In- und Ausland. Das Spektrum reicht von
Kulturlandschaftsforschung, Hochgebirgsforschung, Politischer
Geographie, Zukunftsforschung bis zur Stadtgeographie, die zum
zentralen Kern der Tätigkeit der Wissenschaftlerin vom Jahrgang 1925
zählt. Auf dem Deutschen Geographentag wird sie den Festvortrag zum
Thema "Wozu braucht die Gesellschaft die Stadt?" halten.
Und in diesen Tagen erscheint ihr neues Buch "Die Stadt. Von der
Polis zur Metropolis".
Hervorzuheben sind ihr Wirken als
Universitätsprofessorin für Geographie, Raumforschung und
Raumordnung von 1972 bis 1995 am Institut für Geographie und
Regionalforschung der Universität Wien, wo sie den Studienzweig
angewandte Geographie, Raumforschung und Raumordnung eingerichtet
hat, und die Gründung des Instituts für Stadt- und
Regionalforschung an der Österreichischen Akademie der Wissenschaft
in Wien.
Neben ihren umfangreichen Forschungsleistungen
werden mit der Ehrenpromotion auch ihre langjährigen guten
Verbindungen zu Leipziger Geographen unterstrichen. Bereits in den
Jahren vor 1989 hat sie Leipziger Geographen Forschungsaufenthalte in
Wien ermöglicht und durch gemeinsame Workshops deren völlige
Isolation verhindert. Nach dem politischen Umbruch hat sie die
umfassende fachlich-strukturelle Erneuerung der geographischen
Wissenschaften am traditionsreichen Standort Leipzig ganz wesentlich
unterstützt. Vor fünf Jahren konnte das 1969 im Zuge der
DDR-Hochschulreform geschlossene Institut für Geographie der
Universität Leipzig wieder eröffnet werden. Inzwischen sind über
400 Studenten im Diplomstudiengang immatrikuliert, und auf Grund der
großen Nachfrage musste bereits ein universitätsinterner Numerus
clausus eingeführt werden.
Kontakt
Pressestelle
Volker
Schulte
Ritterstraße 26
04109 Leipzig
Telefon: +49
341 97-35020
Telefax: +49 341 97-35029
E-Mail
Internes PF: 435021
Geboren
am 17. Februar 1925 in Wien, Studium der Fächer Geographie,
Geologie, Biologie, Kunstgeschichte und Geschichte an der Universität
Wien und bereits ab 1946 Assistentin am Institut für Geographie,
1949 Promotion zum Dr.phil. in den Fächern Geographie, Geologie;
1949-1951 Studium der Wirtschaftswissenschaften an der damaligen
Hochschule für Welthandel in Wien. 1965 Habilitation für das
Gesamtgebiet der Geographie. Von 1968-1972 Gastprofessuren in Kent,
Ohio, USA; Ottawa, Kanada und Erlangen, Deutschland.
Institutionelle
Neugründungen
1972
Berufung auf die ordentliche Professur Geographie III, 1974
Umwandlung in Geographie, Raumforschung und Raumordnung und
Einrichtung dieses Studienzweiges an der Universität Wien sowie bis
zur Emeritierung 1995 weiterer Ausbau. 1988 Gründung des Instituts
für Stadt- und Regionalforschung an der Österreichischen Akademie
der Wissenschaften.
Großprojekte
mit Politikrelevanz
?Stadtkartierung
von Wien?, 1955-1958 als Grundlage des Flächenwidmungsplans,
?Stadtverfall und Stadterneuerung? in Wien, Budapest und Prag und
?Transformation der Märkte? in Ungarn, Tschechoslowakei und
Polen (nach 1989) mit ausländischen Kollegen. 1994-2000
Schwerpunktprogramm des FWF über die Auswirkungen des EU-Beitritts
auf Raum und Gesellschaft in Österreich.
Publikationen
(Auswahl)
Wirtschaftsfunktion
und Sozialstruktur der Wiener Ringstraße, 1970
The Eastern Alps,
1973
Die Wiener Altstadt. Von der mittelalterlichen Bürgerstadt
zur City, 1977 Gastarbeiter. Leben in zwei Gesellschaften,
1984
Stadtverfall und Stadterneuerung, 1990
Die Zukunft von
Ostmitteleuropa. Vom Plan zum Markt, 1991
Wien-Prag.
Metropolenforschung, 1993
Vienna. Bridge Between Cultures,
1993
Gelebte Interdisziplinarität, 1995
Austria. Society and
Regions, 2000
Die Stadt. Von der Polis zur Metropolis,
2002
Europa. Geographie, Geschichte, Wirtschaft, Politik, 2005
23
Monographien, 230 Aufsätze, Herausgabe von 3 Forschungsreihen der
ÖAW
Lichtenberger ist durch die Komparatistik politischer Systeme, darunter den politischen Vergleich der Städte in der westlichen Welt schon in den 70er Jahren international bekannt geworden und hat durch mehrere Innovationen die Wiener Schule der Stadtgeographie an die internationale Forschungsfront gebracht, wie die Übertragung der zentralörtlichen Theorie auf das innerstädtische System, die Erweiterung der sozialökologischen Theorie durch ?das zentrale Mitte-Konzept der Stadt? und die Theorie des ?Lebens in zwei Gesellschaften?.